Obwohl mir die Idee, das Jahr mit einem letzten schönen Lauf zu beenden, sehr gefällt, war die Teilnahme am Berliner Silvesterlauf mein erster Silvesterlauf überhaupt. Einschränkend muss man allerdings anmerken, dass es nicht überall attraktive Laufveranstaltungen zu Silvester gibt und auch das Wetter mitspielen sollte.
Da ich zum Jahresende in der Hauptstadt weilte, googelte ich einfach mal nach einer passenden Laufveranstaltung und wurde beim Berlin Recycling Silvesterlauf fündig. Auch die Streckenführung durch den Grunewald sagte mir sofort zu. Einzig die schlechten Wetteraussichten ließen mich zögern und so stand mein Entschluss, am Lauf teilzunehmen, erst zwei Stunden vor Rennbeginn, als sich der Dauerregen etwas gelegt hatte.
Aber warum sind Laufveranstaltungen für mich mit dem öffentlichen Nahverkehr eigentlich immer so schlecht zu erreichen? In diesem Falle schlug mir die BVG-App eine Anreise mit Bus und Bahn inkl. zweier Umstiege und einer Dauer von 30-50 Min. vor. Da will ich mir über die Abreise gar nicht erst den Kopf zerbrechen. Auch Leihfahrräderstationen sucht man in der Nähe des Start-/Zielbereichs vergebens. Die Situation erinnerte mich doch stark an den Alstertallauf und den Köhlbrandbrückenlauf in Hamburg.
Glücklicherweise stellte mir mein Bruder aber auch dieses Mal sein Rad zur Verfügung. Und so radelte ich die acht Kilometer zum Mommsenstadion durch die zum Teil menschenleeren Straßen. Den Weg zum Stadion fand ich ohne Probleme, aber zur Nachmeldung musste ich mich dann durchfragen, da die Beschilderung doch sehr zu wünschen übrig ließ.
Zum Start stand ich aber pünktlich bereit, genau wie der Regen. Der Startschuss ertönte und es ging los auf die 9,9 Kilometer lange Strecke. Bereits nach einigen hundert Metern endete der asphaltierte Weg und es wurde matschig. Und ich meine so richtig matschig. Eigentlich liebe ich solche Verhältnisse, aber in diesem Falle war es dann doch eher unangenehm, weil der Boden teilweise sehr seifig war. Die schiere Masse an Läufern, die die Wege nun passierte, trug dabei wohl eher weniger zu einer Verbesserung der Bodenverhältnisse bei.
Doch nicht nur das kraftzehrende Laufen auf dem matschigen Untergrund bereitete mir Sorgen, auch meine körperliche Verfassung ließ etwas zu wünschen übrig. Mein flotter 18-Kilometer-Lauf zwei Tage zuvor steckte mir ganz offensichtlich noch in den Muskeln.
Dann ging es auch schon die Straße zum Teufelsberg hinauf. Den Weg kannte ich bereits aus dem Sommer, als wir uns die Ruinen der ehemaligen amerikanischen Abhörstation auf besagtem Trümmerberg angesehen hatten. Ein faszinierendes Ausflugsziel, das Besucher mit interessanten Gebäuderuinen, vielen kunstvollen Graffitis und einem herrlichen 360-Grad-Panorama anlockt.
Dieses Mal ging es aber an den Einlasstoren zur ehemaligen Abhörstation vorbei und bald darauf steil bergab. Kaum war die Ausgangshöhe erreicht, führte der Weg aber auch schon wieder hinauf zum Drachenberg. Eigentlich bin ich steile Anstiege ja gewohnt, aber zumindest für diesen Tag und für meine körperliche Verfassung wollte ich offensichtlich mehr als eigentlich drin war. Oben angekommen war ich jedenfalls ganz schön am Pumpen.
An klaren Tagen soll man von hier einen tollen Blick auf Berlin auf der einen und auf den Teufelsberg auf der anderen Seite haben. Leider waren die Sichtverhältnisse aufgrund des anhaltenden Nieselregens nicht sonderlich gut. Immerhin konnte ich die Abhöranlage auf dem Teufelsberg erspähen und zückte kurzerhand mein iPhone für einen Schnappschuss. Früher wäre mir das nie in den Sinn gekommen, aber wenn wir mal ehrlich sind, widerspricht das Knipsen eines Fotos nicht einmal dem sportlichen Ehrgeiz. Die paar Sekunden haben mich jedenfalls nicht um den Sieg gebracht. Das waren die Kilometer davor… und die danach. Und solange man beim Knipsen niemandem im Weg rumsteht, geht das schon in Ordnung, finde ich.
Kaum hatte ich das iPhone wieder verstaut, stürzte ich mich auch schon den nächsten Single Trail hinab. Dabei stellte ich fest, dass mir die kurze Verschnaufpause durchaus gutgetan hatte. Es folgte eine kleine Schleife auf matschigen Waldwegen, ehe es dann über die Teufelsseechaussee wieder zurück Richtung Mommsenstadion ging. Etwa 46 Minuten nach dem Startschuss überquerte ich ziemlich ausgepowert die Ziellinie (ca. 46 min., weil es hier Abweichungen zwischen offizieller Nettozeit und meiner eigenen Zeitnahme gibt).
Nach einer kurzen Verschnaufpause holte ich mir meinen wohlverdienten Pfannkuchen ab. Aus diesem Grund trägt der Berliner Silvesterlauf übrigens auch den inoffiziellen Beinamen Pfannkuchenlauf. Wer jetzt ob dieses Begriffes etwas irritiert ist, dem sei versichert, dass es mir genauso ging. Mir sind besagte Pfannkuchen nämlich unter dem Namen Berliner bekannt, in anderen Teilen Deutschlands und in Österreich nennt man sie auch Krapfen. Wie auch immer man das süße Gebäck aber nun nennen möchte, die Hauptsache ist ohnehin, dass es schmeckt. Und das tat es.
Dazu gab es ein mir bis dato unbekanntes, koffeinhaltiges Erfrischungsgetränk aus der Kaffeekirsche namens selosoda. Wie sich bei meiner Recherche herausstellte, ist das besagte Produkt zur Zeit allerdings vom Markt verschwunden, weil die Kaffeekirsche Ende 2016 von der EU als neuartiges Lebensmittel eingestuft wurde. Bis die EU die Kaffeekirsche also als verkehrssicheres Lebensmittel freigibt, wird die Produktion von selosoda wohl ruhen müssen. Schade eigentlich, denn meine „Probe“ aus den Restbeständen schmeckte eigentlich ganz interessant.
Sekt bzw. Glühwein soll es im Zielbereich wohl auch noch gegeben haben, um die Pfannkuchen genüsslich herunterzuspülen. Da ich aber nicht Gefahr laufen wollte, komplett auszukühlen, trat ich alsbald den Heimweg an. Nach insgesamt 16 Kilometern Radfahrt, 10 Kilometern Laufen und einer heißen Duschen war ich dann auch bereit, das Jahr gemütlich beim Krimi-Dinner ausklingen zu lassen…