Nach meinem ersten Marathon im vergangenen Juli, brauchte ich mal etwas Abwechslung vom Laufen und fand diese beim Biken „auf neuen Pfaden“. Warum ich es im Anschluss daran nicht beibehielt, kann ich heute gar nicht mehr so genau sagen. Jedenfalls bin ich kürzlich wieder auf den Geschmack gekommen, als ich mich einer Gruppe aus der alten Heimat in Ostwestfalen bei einer ihrer Trainingsfahrten für ihre Transalpin-Tour im August anschloss. Am Ende zeigte die Runtastic App 71 Kilometer und 1.300 Höhenmeter an. Das ging ganz schön an die Substanz.
Dabei fiel mir auf, dass sich meine geografische Kenntnis über meine Heimat in Grenzen hält. Schon seltsam, da verbringe ich zwanzig Jahre meines Lebens dort und kenne mich doch abseits der größeren Straßen kaum aus. Und das, obwohl wir uns mal gerade in einem 20-km-Radius bewegten. Nur wenn wir mal durch eine Ortschaft fuhren oder eine größere Straße kreuzten, hatte ich ein Aha-Erlebnis.
Aber ich genoss den Ausflug und so wuchs die Lust in mir, doch öfter mal solch schöne Touren zu unternehmen. Und glücklicherweise hatte einer der Jungs einen richtig guten Tipp für mich. Die Karten-App Komoot. Wie oft habe ich schon versucht, Routen mit Google Maps zu planen? In der Praxis ging das leider immer schief. Einerseits, weil Maps viele kleinere Wege gar nicht kennt, andererseits weil es in der Realität dann doch immer etwas anders ausschaut als auf einer Karte. Und gerade damit habe ich so meine liebe Mühe.
Kürzlich erwähnte ich in meinem Post „Lost in the Woods“, dass es um meine Orientierung leider nicht so gut bestellt ist. So habe ich mich beim Laufen schon das ein oder andere Mal verlaufen und kam dann völlig entkräftet zurück. Solche Erkundungstouren sind mit dem Bike einfach wesentlich angenehmer und kräfteschonender. Mit der Komoot App wagte ich mich nun ins Ungewisse, plante einige Touren (z. B. zur Burgruine Frauenberg) und ließ mich von der App durch Wald und Wiesen navigieren.
Bei meinen Touren habe ich richtig geile Trails entdeckt, die ich in der Folge wieder und wieder abgefahren bin. Nach und nach fügten sich die bisher unbekannten Wege und Trails in mein persönliches Koordinatensystem ein, so dass ich sie auch bedenkenlos in meine Laufrouten integrieren konnte. Dabei habe ich auch festgestellt, dass die körperliche Belastung beim Laufen definitiv höher ist als beim Biken. Und das ist nicht nur gefühlt so, sondern auch tatsächlich messbar.
Sowohl die durchschnittliche Herzfrequenz als auch die maximale Herzrate sind beim Laufen deutlich höher als beim Biken. Besonders an steilen Anstiegen macht sich das bemerkbar. Aber auch insgesamt ist der Kraftaufwand beim Laufen einfach größer und ich bewege mich regelmäßig im anaeroben Bereich. Insofern sind die beiden Sportarten also nicht miteinander vergleichbar. Sie ergänzen sich aber wunderbar. Mit dem Bike kann man weite Touren unternehmen, neue Wege und Trails entdecken, die man dann auch mal ablaufen kann. Außerdem kann man überall dort rasten, wo es schön ist, ohne schwere Beine zu bekommen. Und es macht einfach einen Heidenspaß, die Hänge hinunter zu brettern.
Es ist also keineswegs eine Entweder-oder-Entscheidung zwischen Laufen und Biken. Vielmehr ist das Biken eine wunderbare Ergänzung zum Laufen. Selbst wenn ich schwere Beine habe oder mich schlapp fühle, für eine Runde mit dem Bike reicht es immer. Sozusagen als aktive Regeneration. Und für eine spaßige Abfahrt oder einen schönen Ausblick, strampel‘ ich dann auch gerne mal die „Berge“ hoch.