Im Test: Bose SIE2i (jetzt: Bose Soundsport)

Bose Sie2i

Im letzten Post habe ich bereits über meine lange Suche nach einem Headset gesprochen, das den Anforderungen beim Sport auch wirklich gerecht wird. Leider bin ich in dem Bose SIE2i nicht fündig geworden. In 16 Monaten habe ich stolze drei Headsets dieses Typs verschlissen. Da das aber nicht jedem so ergehen muss und neben der Haltbarkeit noch weitere Kriterien von Bedeutung sind, möchte ich im Folgenden meine Erfahrungen mit dem SIE2i schildern.

Lieferumfang

Das Set umfasste neben dem SIE2i In-Ear Sport-Headset drei verschieden große Silikonaufsätze, einen Kabelclip, ein 53 cm langes Verlängerungskabel und eine farblich abgestimmte Armtasche von Reebok (passend für das iPhone 5). Seit dieser Woche ist das Nachfolgemodell mit dem Namen Bose Soundsport auf dem Markt. Es gibt nun auch eine für einige Modelle der Samsung Galaxy Reihe optimierte Variante und die Armtasche wurde durch ein Etui mit Karabinerhaken ersetzt. An welcher Laufbekleidung dieser Karabiner befestigt werden soll, ist mir zwar ein Rätsel, aber gut, lassen wir das…

Optik

Die Optik des SIE2i ist sicherlich streitbar. Das Headset wirkt irgendwie billiger, als es der Preis vermuten ließe. Ich weiß nicht, ob es besonders sportlich aussehen soll, aber die sich abwechselnden Farben im Kabel wirken auf mich nicht sonderlich stylisch, sondern erinnern eher an Spielzeug. Das bedeutet auch, dass das Headset abseits der Laufpfade etwas deplatziert wirkt. Wichtiger als die Optik, ist aber zweifelsohne die Performance.

Passform & Tragekomfort

Der Sitz der EarPods ist durch die StayHear (schönes Wortspiel) genannten Silikonflügel perfekt. Es ist erstaunlich, dass eine so simple Konstruktion tatsächlich so effektiv sein kann. Die Flügel halten die EarPods bei jeder noch so wilden Bewegung im Ohr. Selbst bei einem leichten Zug am Kabel, verbleiben sie an Ort und Stelle. Der Tragekomfort ist ausgezeichnet, die EarPods sind im Grunde kaum spürbar.

An dieser Stelle ist es aber vielleicht nicht unwichtig, auf den Begriff In-Ear mal etwas genauer einzugehen. Normalerweise versteht man darunter EarPods, die den Gehörgang komplett abriegeln und so Umgebungsgeräusche minimieren. Das ist bei dem SIE2i aber definitiv nicht der Fall. In diesem Punkt unterscheidet es sich nicht im Geringsten von dem originalen Apple Headset.

Ob einem das zusagt, ist Geschmacksache. Ich persönlich bin schon der Meinung, dass es beim Outdoorsport durchaus nützlich ist, wenn man seine Umgebung trotz der Musik noch wahrnimmt. Insbesondere im Straßenverkehr kann das von großer Wichtigkeit sein. Auf der anderen Seite hört man die Musik nicht klar und Sprachansagen teilweise überhaupt nicht, wenn man z. B. entlang einer stark befahrenen Straße läuft. Auch abseits des Sports, beispielsweise in öffentlichen Verkehrsmitteln, wünscht man sich mitunter eine stärkere Abschirmung von den Umgebungsgeräuschen. Ob echter In-Ear oder nicht, ist aber in erster Linie eine Frage der individuellen Präferenzen.

Klangqualität

Ebenso subjektiv ist die Beurteilung des Sounds. Ich möchte vorweg sagen, dass ich mich selbst nicht als Klangvirtuosen sehe und fachlich nicht beurteilen kann, was einen guten Sound ausmacht. Für mich ist lediglich entscheidend, ob etwas für meine Ohren gut klingt oder eben nicht. Und da bin ich vom SIE2i doch eher enttäuscht. Bei einem Preis von ca. 150 Euro und dem klangvollen Namen Bose, hatte ich mir doch etwas mehr versprochen. Aber meinem subjektiven Empfinden nach, werden diese Erwartungen hier nicht erfüllt.

Natürlich klingt es nicht schlecht, aber in meinen Ohren auch nicht hörbar besser als die klassischen Kopfhörer von Apple, die nur ein Fünftel vom SIE2i kosten. Der Klang rechtfertigt den stolzen Preis also keineswegs. Doch was lässt sich sonst noch über das SIE2i im Einsatz sagen?

Bose Sie2i

Im Praxistest

Die Kabellänge ist erstaunlich kurz gehalten. Dahinter steckt sicherlich die Überlegung, dass das Kabel nicht so lang sein muss, sofern das Smartphone am Arm getragen wird. Tatsächlich kann man das Headset so auch ohne Kabelführung über der Kleidung tragen, ohne dass es beim Laufen allzu sehr stört. Problematisch wird es allerdings, wenn man das Headset ohne Armtasche verwendet. Dann reicht die Kabellänge selbst bei einer Körpergröße von nur 1,80 Meter einfach nicht aus, um das Smartphone in der Hosentasche zu erreichen und es muss auf die Verlängerung zurückgegriffen werden. Dadurch wird das Kabel allerdings viel zu lang. Darüber hinaus ist die Kabel-Kupplung schwer genug, um einen ständigen Zug auf die EarPods auszuüben, was sehr unangenehm ist. Abhilfe schafft da nur der Kabelclip, den man irgendwo an der Kleidung befestigen muss. Das ist aber umständlich und nervig. Für den Normalgebrauch ist das SIE2i daher wesentlich schlechter geeignet als andere Headsets.

Ein weiteres dickes Manko ist die Bauweise des Mikrofons. Denn anders als z. B. beim klassischen Apple Headset sind In-Line-Fernbedienung und Mikro nicht etwa irgendwo im Kabel des rechten oder linken EarPods integriert, sondern direkt an der Abzweigung beider Kabel. Das macht die Fernbedienung zwar intuitiv leicht auffindbar, aber es sorgt auch dafür, dass das Mikro immer auf der Haut bzw. der Kleidung aufliegt (es befindet sich nämlich auf der Rückseite der Fernbedienung).

Daraus resultieren zwei weitere Nachteile. Zum einen ist das empfindliche Mikro damit unnötig häufig Feuchtigkeit ausgesetzt (die Kleidung wird beim Sport zwangsläufig feucht), zum anderen ist die Tonabnahme sehr schlecht, sofern man das Mikro nicht bewusst während eines Telefonats umdreht (und es auch festhält). Da hat Bose m. E. nicht besonders gut mitgedacht. Wie mir scheint, wurde dieser Fehler beim aktuellen Modell (Bose Soundsport) aber korrigiert.

Vermutlich war es nicht zuletzt dieser undurchdachten Konstruktion geschuldet, dass bei mir innerhalb von nur zwei Wochen die Mikros zweier SIE2i den Geist aufgaben. Wobei der hydrophobe Gewebebezug offenbar auch nicht von sonderlich hoher Qualität war/ist.

Einige Male bin ich mit dem SIE2i auch durch strömenden Regen gelaufen. Dabei ließ es sich natürlich auch nicht vermeiden, dass mal der ein oder anderen Tropfen ins Ohr gelangte. Da es sich nicht um echte In-Ear, sondern um offene Kopfhörer handelt, verschlechterte das eindringende Wasser den Klang deutlich. Nach einer Weile im strömenden Regen fiel einer der EarPods sogar aus. Allerdings funktionierte nach einer entsprechenden Trocknungszeit alles wieder wie zuvor.

Fazit

Das Sie2i ist m. E. ein Sport-Headset, das im Langzeitgebrauch große Schwächen offenbart. Wirklich positiv hervorzuheben ist lediglich der perfekte Sitz im Ohr. Klanglich ist es ok, aber bei Leibe nicht herausragend. Leider überwiegen für mich ganz klar die negativen Aspekte. Der Einsatz ohne Armtasche ist aufgrund der kurzen Kabellänge (die Verlängerung fängt das nicht gut ab) nervig und unbequem. Auch optisch kann das SIE2i für meinen Geschmack nicht überzeugen. Ein echter Dealbreaker ist aber das Mikrofon. Da dieses konstruktionsbedingt stets auf der Kleidung aufliegt, ist die Sprachqualität für den Gesprächspartner im Normalzustand miserabel.

Von einem Headset dieser Preisklasse (ca. 150 Euro), sollte man einfach mehr erwarten dürfen. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist unterirdisch. In 16 Monaten versagte bei drei SIE2i das Mikrofon und teilweise auch die Fernbedienung. Dem Versprechen schweiß- und wasserresistent zu sein, wird es also keineswegs gerecht. Ich bin jedenfalls froh, mich auf dem Markt nun neu orientieren zu können, denn überzeugen konnte mich das Bose SIE2i zu keiner Zeit.

 

Produkttyp offener In-Ear
Konnektivität 3,5 mm Klinkenstecker
Kompatibilität Apple-Geräte
Ausstattung In-Line-Mikrofon + Fernbedienung, 3 Paar kombinierte Silikonflügel mit Eartips, Kabelverlängerung
Preis ca. 100 Euro (Stand: Juli 2016)

Pros

  • gute Passform
  • guter/fester Sitz
  • hoher Tragekomfort

Cons

  • schlecht verarbeitetes In-Line-Fernbedienung/-Mikro
  • Kabellänge
  • dünner Klang
  • schlechte Qualität
  • keine Abschirmung von Außengeräuschen
  • nicht schweißresistent
  • hoher Preis

Gesamtnote

3,5

 

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