Die wenigsten unter uns würden sich vermutlich als geborene Läufer bezeichnen. Zu oft plagen uns diverse Wehwehchen und Verletzungen oder es geht uns schlicht und ergreifend die Puste aus. Evolutionsbiologen sind sich dennoch sicher: Der Mensch ist der geborene Langstreckenläufer.
Tatsächlich gibt es kein Tier, das es in dieser Disziplin mit dem Menschen aufnehmen könnte. Selbst Pferde nicht. Zwar kann ein Pferd einem Eliteläufer etwa zehn Minuten lang davonrennen, danach muss es jedoch dem hohen Tempo Tribut zollen und die Geschwindigkeit von ca. 7,7 Metern pro Sekunde auf etwa 5,8 Meter pro Sekunde drosseln. Ein Eliteläufer hingegen schafft es, selbst über große Distanzen hinweg ein gleichmäßiges Tempo von 6 Metern pro Sekunde zu laufen. Je größer also die Renndistanz, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Mensch das Rennen für sich entscheidet.
Dabei profitiert der Mensch nicht nur von seiner Anatomie – die ihn zu einem hocheffizienten Läufer macht – sondern auch von der Fähigkeit, die Körpertemperatur über das Schwitzen zu regulieren. Tiere dagegen steuern ihre Körpertemperatur überwiegend über die Atmung. Wenn sich durch Anstrengung mehr Hitze in ihrem Körper aufbaut, als sie über die Atmung wieder abgeben können, kommt es unweigerlich zum Kollaps.
Lange bevor es Waffen gab, wurden Tiere auf diese Weise zur Strecke gebracht. Die Hetzjagd (auch Ausdauerjagd) ist die älteste Form der Jagd und wird auch heute noch von einigen indigenen Völkern z. B. den TarahumaraEine indigene Volksgruppe aus dem Nordwesten Mexikos, die si... More praktiziert. Dabei treibt eine Gruppe von Läufern ein Tier unentwegt vor sich her, bis dieses überhitzt und zusammenbricht. Die Jäger laufen ihre Beute also regelrecht zu Tode.
Allgemein hat das Laufen in der Kultur der Tarahumara einen sehr hohen Stellenwert. Außer zu Jagdzwecken laufen sie auch, um zu anderen weit entfernten Siedlungen zu gelangen, aus purer Lust am Laufen oder um sich beim RarájipariEin Wettkampfspiel der Rarámuri, bei dem zwei Teams (bzw. D... More (dem Spiel des Lebens) mit anderen Läufern/Dörfern zu messen. Sie selbst nennen sich RarámuriEine indigene Volksgruppe, die im Nordwesten Mexikos beheima... More, was in etwa so viel bedeutet wie: das Lauf-Volk oder die, die schnell rennen.
Bei ihren Läufen durch die raue Canyon-Landschaft im Nordwesten Mexikos, können sie ohne Probleme mehrere hundert Kilometer zurücklegen. Dabei tragen sie nichts an ihren Füßen, als einfache Sandalen. Es wird gar berichtet, dass ein Rarámuri mal sagenhafte 700 Kilometer in nur zwei Tagen gelaufen ist. Selbst die Älteren scheinen kaum an Leistungsfähigkeit einzubüßen. So gewann ein 57-jähriger Rarámuri im Jahr 1997 ein von Nike gesponsertes 100-Meilen-Rennen in Kalifornien.
Zugegeben, auf den ersten Blick scheinen wir Freizeit- und Schönwetterläufer nichts mit Eliteläufern oder gar den Rarámuri gemein zu haben, doch der Eindruck täuscht. Wir haben lediglich verlernt richtig zu laufen, wir haben verlernt es zu genießen. Aber damit verleugnen wir nur unsere Natur, denn in uns allen schlummert ein kleiner Rarámuri.
Freilich werden wir nicht plötzlich hunderte Kilometer am Stück laufen können. Endlich verletzungsfrei und mit großer Lust und Freude zu laufen ist dagegen keineswegs nur Utopie. Der Schlüssel hierzu heißt Natural RunningAls Natural Running bezeichnet man die ursprüngliche oder n... More. Was genau es damit auf sich hat, dazu bald mehr…