Schmerzende Knie, Schienbeine oder Achillessehnen – kaum ein Läufer bleibt davon verschont. Ganz gleich welchen Alters, Geschlechts oder Fitnesszustands, statistisch verletzt sich jedes Jahr mehr als die Hälfte aller Läufer. Marathonläufer trifft es sogar mit einer über 90%-igen Wahrscheinlichkeit. Und das trotz teurer Hightech-Schuhe und asphaltierter Wege.
Währenddessen laufen die RarámuriEine indigene Volksgruppe, die im Nordwesten Mexikos beheima... More täglich in einfachen Sandalen, die sie sich aus alten Autoreifen basteln, zum Teil hunderte Kilometer durch die raue Canyon-Landschaft ihrer Heimat im Nordwesten Mexikos. Sind am Ende gar die modernen Laufschuhe, die uns doch eigentlich vor Verletzungen schützen sollen, für eben diese verantwortlich?
Der klassische Laufschuh
Betrachtet man klassische Laufschuhe im Profil, so fällt besonders die mehr oder minder große SprengungHöhenunterschied einer Schuhsohle zwischen Vorfuß- und Fer... More (Höhenunterschied zwischen Vorfuß- und Fersenbereich) auf. Mitunter ist die Verstärkung an der Ferse sogar derart stark ausgeprägt, dass die Sohle schon fast an Absatzschuhe erinnert.
Sinnvoll ist eine solche Fersendämpfung allerdings nur dann, wenn man beim Laufen auch tatsächlich zuerst mit der Ferse aufsetzt. Aufgrund der keilförmigen Sohle ist ein anderer Laufstil allerdings auch kaum möglich. Die Schuhe zwingen den Läufer also praktisch zum Fersenlauf. Paradoxerweise ist die Dämpfung dabei vermeintlich Lösung eines Problem, das man ohne sie (bzw. ohne Absatz) gar nicht erst hätte.
Der Fersenlauf
Ein typisches Merkmal des Fersenlaufs ist, dass der Fuß vor dem Körper(schwerpunkt) aufsetzt. Da das Bein dabei weitgehend gestreckt ist, trifft die Kraft des Aufpralls (die das 12-fache des Körpergewichts betragen kann) nahezu ungebremst der Reihe nach auf das Sprung-, Knie und Hüftgelenk. Einer solchen Kraft hat selbst die teuerste Schuhdämpfung kaum etwas entgegenzusetzen. Christopher McDougallAmerikanischer Journalist (u. a. für Men's Health und The N... More führt in Born to RunBestseller-Buch des amerikanischen Journalisten Christopher ... More diesbezüglich einen schönen Vergleich ins Feld. So könne man ein rohes Ei zwar in einen Handschuh hüllen, bevor man es mit dem Hammer bearbeitet. Am Resultat ändere das jedoch nichts (Vgl. McDougall, Christopher: Born to Run, Pos. 3131).
Der natürliche Laufstil
Barfuß stellt sich der Fersenlauf bereits nach wenigen Schritten als äußerst schmerzhaft heraus. Instinktiv wechseln wir daher in einen anderen Laufmodus und setzen mit dem Fußballen zuerst auf. Im Gegensatz zur Ferse federt der Ballen Stöße – durch das Zusammenspiel von Knorpeln, Sehnen und Muskeln – ideal ab.
Um mit dem Fußballen auftreten zu können, kann der Fuß jedoch nicht vor, sondern nur unter dem Körper platziert werden. Im Idealfall setzt der Fuß direkt unter der Hüfte auf. Das Knie ist dabei leicht gebeugt, der Oberkörper aufrecht, der Blick geht geradeaus. Auf diese Weise werden auch die Gelenke entlastet und das Verletzungsrisiko verringert. Darüber hinaus ist diese Lauftechnik wesentlich effektiver, da im Gegensatz zum Fersenlauf die Vorwärtsbewegung nicht unnötig abgebremst wird.
Natural Running
Es ist eben jener Laufstil, der Natural Running am treffendsten charakterisiert. Natural Running ist also genau das, wonach es klingt: Laufen, wie es die Natur für den Menschen vorgesehen hat. Wobei nicht das Barfußlaufen als solches, sondern eher die spezielle Barfußlauftechnik im Vordergrund steht. Die positiven Effekte des Natural Running wurden inzwischen auch wissenschaftlich bestätigt. Der natürliche Laufstil kräftigt die Fußmuskulatur, verringert somit das Verletzungsrisiko und macht den Läufer darüber hinaus schneller.
Auch die Laufschuhindustrie hat den Trend für sich entdeckt. Mittlerweile bieten fast alle Hersteller Minimalschuhe an, die ein möglichst barfußähnliches Laufgefühl vermitteln sollen, ohne dabei jedoch den Schutz der Füße zu vernachlässigen. Doch ganz gleich ob mit oder ohne Schuhe, um Verletzungen und Überbelastung zu vermeiden, sollte man sich langsam an die Barfußlauftechnik gewöhnen. Am besten mit einem moderaten Tempo anfangen und die Streckenlänge nur behutsam steigern. Eine gute Faustregel ist es, die Laufdistanz wöchentlich um etwa zehn Prozent zu erhöhen.