Nach langer, langer Abstinenz hatte ich kürzlich die fixe Idee, ab und an mal wieder Fußball zu spielen. Nur so zum Spaß. Ein wenig gefehlt hat mir das Kicken ja doch irgendwie. Außerdem versprach ich mir von dem Training einen hervorragenden Ausgleich zum Langstreckenlauf. Denn die Anforderungen an den Bewegungsapparat könnten unterschiedlicher kaum sein.
Selbst mit einer einigermaßen guten Grundausdauer, gerät man beim Fußball leicht aus der Puste. Und auch der Muskelkater ist anfangs vorprogrammiert. Es hat sogar ein bisschen was vom ungeliebten Intervalltraining, nur auf eine angenehm spielerische Weise. Insofern dachte ich, dass ich neben der willkommenen Abwechslung auch meine allgemeine Fitness verbessern könnte.
Vier Tage nach dem Lahntallauf, ich kam gerade von einem Lauf über zwölf Kilometer zurück, wurde ich gefragt, ob ich am nächsten Tag für eine Halbzeit bei einem Freundschaftsspiel aushelfen könnte. Ich sagte zu. Ein ordentlicher Ganzkörpermuskelkater war die Folge. Wider besseren Wissens ließ ich mich am Sonntagmorgen erneut breitschlagen, als 12. Mann bereit zu stehen. Keine gute Idee!
Kurz nach meiner Einwechselung (ich hatte immerhin schon zwei Bälle verstolpert) wurde ich die Linie runter geschickt. In meiner Eigenwahrnehmung sprintete ich wie zu besten Zeiten – ja nahezu Usian Bolt gleich – dem Ball hinterher. Zugegeben, von außen betrachtet mag es eher den Anschein gehabt haben, als wenn mir Bolt selbst in Super-Slomo noch die Hacken zeigte, aber auch ich blieb deutlich unter 10 Sekunden… auf den 8 Metern. Denn weiter kam ich gar nicht. Das Reißen in meinem hinteren Oberschenkel war sogar hörbar.
Und obwohl ich mittlerweile leider schon Routine mit Muskelfaserrissen habe, war ich im ersten Moment doch ziemlich geschockt. Zum Glück erinnerte ich mich bald darauf aber wieder an die PECH-RegelDie PECH-Regel ist ein leicht zu merkender Leitfaden zur Ers... More. Ich humpelte also so schnell es eben ging die 300 Meter heim, kühlte die Verletzung ausreichend und legte dann umgehend einen Druckverband an.
Ein Faserriss im Oberschenkel ist wirklich noch mal eine Nummer härter als in der Wade. Zwei Tage konnte ich mich ausschließlich mit Hilfe einer Krücke fortbewegen. Treppensteigen und Duschen fiel mir selbst Tage später noch sehr schwer. Letzteres zumindest was die Regionen außerhalb der bloßen Reichweite der Arme angeht. Jedes noch so leichte Beugen des Beins war unangenehm bis schmerzhaft. Nach einigen Tagen der Schonung (mit zahlreichen Kälteanwendungen), fühlte sich der Muskel an, als wäre er auf einmal viel zu kurz. Das ist natürlich der Schonhaltung geschuldet und legt sich relativ schnell wieder nach den ersten normalen Schritten.
Der eigentliche Riss verheilt (sofern es nicht zu Einblutungen kam, sich also kein Bluterguss gebildet hat) erstaunlich schnell. Bis man die Muskelpartie jedoch wieder voll belasten kann, vergeht dann aber doch noch eine ganze Weile. In dieser zweiten Phase lässt sich der Heilungsprozess durch Bewegung (Spazierengehen), leichte Dehnübungen, Wärmeanwendungen, vorsichtige Massagen und das Tragen von Kompressionsverbänden oder Compression Tubes (siehe Bild) unterstützen.
Fast drei Wochen sind nun bereits vergangen. Ich versuche mich gerade wieder ganz vorsichtig zurück zu tasten. Es fühlt sich zwar noch immer nicht so richtig gut an, ein paar Runden auf der Tartanbahn waren aber zumindest schon mal möglich. In den nächsten Tagen, vielleicht sogar Wochen, werde ich wohl ausschließlich auf der Bahn im Unistadion trainieren. Der ebene und weiche Untergrund erscheint mir derzeit jedenfalls das am besten geeignete Geläuf zu sein.
Aber was wäre das wohl für ein Comebackversuch, wenn ich nicht schon wieder mächtig unter Zeitdruck stünde? Ich würde nämlich allzu gern beim Halbmarathon des Paderborner Osterlaufs an den Start gehen. Drei Wochen bleiben mir also noch, um fit zu werden. Die Zeit ist natürlich mal wieder äußerst knapp bemessen, aber es könnte klappen. Das Fußballspielen lasse ich für’s Erste aber mal lieber sein!