Long time no hear. Es ist hier in letzter Zeit verdächtig ruhig gewesen und ich muss gestehen, dass ich nach dem Marathon regelrecht in ein Loch gefallen bin. Die Schmerzen waren zwar sehr schnell wieder abgeklungen, aber ich fühlte mich über Wochen ungewöhnlich müde – physisch, wie auch mental. Bei näherer Betrachtung ist das aber gar nicht so verwunderlich.
Nach einem Marathon sind die Entzündungswerte im Blut stark erhöht, das Immunsystem ist geschwächt und viele Läufer fangen sich infolgedessen sogar eine Erkältung ein. Bis der Körper wieder zu Höchstleistungen fähig ist, vergehen oft Wochen. Und auch der Kopf muss sich von den Strapazen erst mal erholen.
Es war für mich ein lange gehegter Wunsch, irgendwann mal einen Marathon zu laufen. Und nun, da ich dieses damals so ferne Ziel erreicht hatte, fühlte ich mich einfach nur leer. Was nun? Schneller, höher, weiter? Ehrlich gesagt war ich mir nicht einmal sicher, ob ich diese Tortur überhaupt jemals wieder durchstehen will…
Da kam es mir sehr gelegen, dass mich mein Bruder in der letzten Juliwoche zum Mountainbiken nach Hamburg einlud. Ja, Hamburg, ihr habt richtig gelesen. Auch ich war sehr überrascht, aber in den Harburger Bergen lässt es sich wahrhaftig ganz hervorragend Mountainbiken.
Ein bisschen erinnerte es mich gar an unsere Bike-Touren und das Downhill-Biken in Neuseeland. Die Trails führten uns durch schöne Wälder im Rosengarten und am Kiekeberg sowie durch das Naturschutzgebiet Fischbeker Heide. In der schönen Natur kam richtig Urlaubsstimmung auf und schlagartig wurde mir auch bewusst, was ich zuletzt beim Laufen so vermisst hatte: Einfach mal wieder wie ein Pionier unterwegs zu sein, neue Wege zu erkunden und dort anzuhalten, wo es schön ist.
Ganz ohne sportlichen Ehrgeiz. Dieser rückt nämlich erst dann in den Fokus, wenn mangels alternativer Routen Langeweile einzukehren droht. Es ist zwar per se nichts Schlechtes, sich immer wieder auf der Stammstrecke zu messen, aber es geht einfach nichts über etwas Abwechslung.
Nach einer erlebnisreichen Woche – in der wir fast 150 Kilometer mit dem Bike zurückgelegt hatten – kehrte auch die Lust am Laufen wieder zurück. Ich freute mich riesig, endlich mal wieder eine Runde um die Außenalster drehen zu können. Eigentlich sollte es nur ein gemütlicher Lauf werden, aber irgendwie bin ich dann doch wieder nahe am Limit gelaufen, sodass am Ende eine Rundenzeit von 30:52 min. für die 7,33 Kilometer lange Strecke stand.
Bei Alsterrunning war ich mit dieser Zeit sogar Zweitschnellster des Tages. Und schon war der sportliche Ehrgeiz wieder geweckt. Bereits Anfang September werde ich beim 25. Internationalen Alsterlauf an den Start gehen und versuchen, meine Vorjahreszeit zu unterbieten.
Manchmal muss man einfach neue Reize setzen, um das Feuer neu zu entfachen. Genau das hat das Mountainbiken bei mir bewirkt. Für mich ist es ein idealer Ausgleichssport. Mein Akku ist wieder aufgeladen und ich fühle mich bereit, neue Bestmarken zu setzen.