Wenn ich alleine laufe – und das ist meistens der Fall – laufe ich gerne mit Musik in den Ohren. Manchmal entspanne ich dabei einfach nur, manchmal lasse ich mich von der Musik tragen, manchmal anspornen. Und manchmal trainiere ich nach den Anweisungen des Sprach-Coachs (z. B. beim Intervalltraining). Doch die Wahl der richtigen Kopfhörer ist wahrlich nicht leicht und ich habe da eine regelrechte Odyssee hinter mir…
Da ich ein iPhone besitze, bietet es sich m. E. an, statt Kopfhörern ein Headset zu wählen. Mit einem für Apple-Geräte entwickelten Headset (tragen häufig ein „i“ im Namen), kann man nicht nur die Telefonfunktion des iPhones nutzen, sondern auch Musik und Lautstärke über eine In-Line-Fernbedienung steuern.
Das originale Apple Headset ist für den Einsatz beim Sport leider nur sehr bedingt geeignet. In erster Linie, weil die Earpods nicht sonderlich fest sitzen und in der Bewegung häufig aus dem Ohr fallen. Darüber hinaus sind sie eigentlich nicht für den Sport-Einsatz konzipiert und daher auch weder schweiß- noch wasserresistent. Ich muss an dieser Stelle allerdings anmerken, dass das Apple Headset trotzdem schon so manche Laufeinheit von mir schadlos überstanden hat und sich damit besser schlägt, als einige der von mir getesteten Sport-Headsets.
Anfang 2012 orderte ich schließlich nach einiger Recherche den Sennheiser OMX 680i Sports In-Ear Kopfhörer für ca. 50 Euro. In meinem damaligen Verständnis war das schon viel Geld für ein Sport-Headset. Ich musste es allerdings umgehend wieder retournieren, da das Mikrofon nichts als Rauschen aufnahm. Dank Amazon gestaltete sich der Umtausch schnell und absolut problemlos.
Beim zweiten Gerät war das Mikro allerdings kaum besser. Ständig beschwerten sich Gesprächspartner über die miserable Sprachqualität, so dass ich das iPhone letztendlich doch stets wieder ans Ohr halten musste. Nach einer Weile war auch dieses Mikro vollkommen zerstört. Ziemlich entnervt sah ich lange Zeit darüber hinweg. Doch als dann im Juni 2013 aus den EarPods nur noch blechernes Geschrabbel kam, reklamierte ich auch das zweite Headset. Da der Artikel inzwischen vom Markt verschwunden war, erstatte mir Amazon den Kaufpreis.
Was nun? Nach längerer Recherche reifte die Einsicht, dass ich für ein Qualitätsprodukt wohl ziemlich tief in die Tasche greifen muss. Ich hatte mir das SIE2i von Bose mit einem stolzen Preis von gut 150 Euro ausgeguckt. Sicher, da musste ich erst einmal schlucken, aber welche Alternative hatte ich denn? Im Preisvergleich fand ich einen Bose-Händler (Intermezzo Klang & Kaffee), der das SIE2i für 130 Euro anbot. Obendrein gab es drei Jahre Gewährleistung. Da griff ich zu. Ein schlimmer Fehler, wie sich bald herausstellen sollte.
Das erste Mal im Einsatz war das SIE2i bei meiner Volkslauf-Premiere, dem Marburger Nachtmarathon 2013. Unmittelbar nach dem Lauf rief ich meine Mutter an, um ihr von dem Erlebnis zu berichten. Allein sie verstand kein Wort. „Hallo? Warum sagst du denn nichts?“ Schlagartig änderte sich meine Stimmung von euphorisch zu angepisst. Und ich meine so richtig angepisst. Das angeblich schweiß- und wasserresistente Mikro meines 150 Euro teuren Bose-Headsets hatte nicht mal einen Halbmarathon überlebt.
Statt an den Händler, wandte ich mich direkt an Bose. Und um es abzukürzen, der Kundenservice und das Problemmanagement von Bose sind noch schlechter als die Produktqualität des SIE2i. Und das will was heißen! Innerhalb von nur sechs Wochen nach Abschluss des Kaufvertrages, von denen ich zwei Wochen gar kein Headset hatte (Retoure, Ãœberprüfung, Austausch), habe ich zwei SIE2i verschlissen, ein Mitarbeiter – der mir telefonisch vollmundige Versprechungen gemacht hatte – durfte sich mir gegenüber nicht mehr äußern und der Fall landete schließlich bei der Geschäftsleitung (kein Witz!). Diese brauchte eine ganze Woche zur „Entscheidungsfindung“ und antwortete mir dann ganz zeitgemäß per Brief. Die äußerst originelle Ãœberlegung der GL: die Rückerstattung des Kaufpreises.
Da ich keine Lust hatte, mich schon wieder auf dem Markt umsehen zu müssen, bestellte ich einfach erneut bei dem Bose-Händler. Der hatte von dem ganzen Drama ja schließlich nichts mitbekommen. Und ehrlich gesagt dachte ich auch, dass es jawohl irgendein SIE2i geben wird, das wenigstens ein Jahr übersteht. Auch dieses Mal war das Mikro eindeutig die Schwachstelle, doch als dann kürzlich auch noch der Lautstärkeregler ausfiel und das Mikro nur noch Rauschen aufzeichnete, platzte mir endgültig der Kragen.
Der Händler stand Bose in Sachen Kundenservice übrigens in nichts nach (und zwar ohne das Wissen um die Vorgeschichte). Ich fühlte mich regelrecht kriminalisiert, als wenn man mir Betrug unterstellte, bis das Gegenteil bewiesen war. Das war wirklich äußerst unfreundlich und unkooperativ. Nach neun Werktagen (ab Zugang der defekten Ware) teilte mir der Händler auf Nachfrage mit, dass er den Ersatz in einer Woche rausschicken würde. Da das für mich völlig inakzeptabel war, entschied er sich dann, mir den Kaufpreis zu erstatten. Natürlich nicht ohne den freundlichen Zusatz, in Zukunft doch bitte woanders einzukaufen.
Gut, dass ich nach diesen Erfahrungen sowohl von ihm, als auch von Bose im Allgemeinen die Nase gestrichen voll hatte, musste ich wohl auch nicht extra erwähnen. Nach diesen Erlebnissen stand für mich aber eines fest: das nächste Headset werde ich definitiv wieder bei Amazon bestellen. Man mag über den Versandriesen ja denken, was man will, aber in Sachen Kundenservice setzt Amazon Maßstäbe. Wenn ich da etwas reklamiere, wird die Ware anstandslos ausgetauscht. Mehr noch, das Austauschgerät hat das Lager bereits verlassen, bevor ich die reklamierte Ware überhaupt verpackt habe. Dass die Retouresendung kostenlos ist, versteht sich von selbst.
Aber genug des Lobes. Ich entschied mich also für den Kauf der Monster iSport Victory In-Ear Sport-Kopfhörer. Ebenfalls angeblich schweiß- und wasserresistent und sogar waschbar. Preislich liegen die bei knapp 130 Euro. Ein Amazon-Käufer beschwert sich in seiner Produktrezension übrigens darüber, dass die In-Line-Fernbedienung bei ihm innerhalb kürzester Zeit defekt war. Und das bei zwei Geräten. Aber was will man machen, außer hoffen, dass es einen dieses Mal nicht trifft?
Bei meinem zweiten Lauf verabschiedete sich nach ca. 8 Kilometern der rechte Earpod. Er gab einfach keinen Ton mehr ab. Auch bei einem Check, zwei Stunden nach dem Lauf, blieb der Lautsprecher tot. Ja gibt’s das denn? Ist mein Schweiß etwa so aggressiv wie Alienblut? Natürlich habe ich das Headset prompt reklamiert und das Austauschgerät befindet sich bereits auf dem Weg zu mir. Mittlerweile geht der EarPod allerdings wieder und hat sogar einen neuerlichen Lauf schadlos überstanden. Der Kundenservice von Amazon meinte aber, dass ich das reklamierte Gerät trotzdem besser zurückschicken sollte.
Ich bin wie gesagt froh, mit Amazon da auf der sicheren Seite zu sein, aber nichtsdestotrotz stellt sich mir die Frage, ob es überhaupt ein Sport-Headset gibt, das meinem Schweiß länger als ein paar Wochen trotzen kann. Und ehrlich gesagt ist die preisliche Schmerzgrenze bei mir langsam erreicht. Was bleibt da in einem annehmbaren Preissegment überhaupt noch übrig? Hat jemand vielleicht eine Empfehlung für mich? Welche Kopfhörer nutzt ihr beim Sport? Und wie zufrieden seid ihr damit?
Kopfhörerhersteller dürfen sich übriges gerne an mich wenden. Ich teste Ihre Produkte mit Vergnügen! Erst, wenn ein Produkt meinen Schweiß überlebt hat, verdient es das Prädikat „schweißresistent“ auch wirklich.
Da ein guter Sportkopfhörer jedoch neben der Schweißresistenz noch andere Kriterien erfüllen sollte, werde ich in Kürze meine ausführlichen Testberichte zum Bose SIE2i sowie dem Monster iSport Victory veröffentlichen. Bis dahin bin ich gespannt, ob ihr ähnliche Erfahrungen mit euren Kopfhörern gemacht habt oder ob euch ein Produkt vollends überzeugt.