Eigentlich ist es ja ziemlich cool, wie ein Pionier durch die Wälder zu laufen und völlig neue Wege und Trails zu entdecken. Wirklich spaßig ist das allerdings nur, wenn man zumindest eine ungefähre Ahnung davon hat, wo man sich gerade befindet. Denn ansonsten trägt es einen mitunter ziemlich weit weg und der Lauf wird zu einer ungewollt langen und beschwerlichen Tort(o)ur.
Ich muss gestehen, mit meiner Orientierung ist es nicht weit her. Mein Erinnerungsvermögen ist ziemlich gut, ich erkenne bekannte Wege schnell wieder und kann einmal erkundete Strecken sicher ablaufen. Aber man drehe mich dreimal im Kreis und ich bin völlig orientierungslos. Mir ist es sogar mal passiert, dass ich in unbekanntem Terrain drei Mal an der gleichen Stelle vorbeigekommen bin, obwohl ich jedes Mal einen anderen Abzweig genommen habe.
Der Vorteil ist, wenn man im Kreis läuft weiß man wenigstens wo man sich befindet. Gestern war ich jedoch plötzlich völlig aufgeschmissen. Statt wie gewohnt rechts abzubiegen, lief ich links durch unbekanntes Terrain. Doch es dauerte keinen Kilometer und schon kannte ich mich wieder aus. Also folgte ich auch beim nächsten Abzweig dem mir unbekannten Weg. Dann – und das passiert höchst selten – verließ ich mich auf meinen Orientierungssinn und wurde nicht enttäuscht. Einmal links, einmal rechts und drei Kilometer später kam ich doch tatsächlich wieder an einer vertrauten Stelle an.
Und vermutlich ließ mich dieser „Erfolg“ übermütig werden. Weitere vier Kilometer später nahm ich erneut einen mir unbekannten Weg. Doch irgendwie hatte ich das ungute Gefühl, dass mich dieser Weg ferner und ferner von meinem Ziel führte. Zu allem Ãœberfluss hatte ich nicht mal mehr eine Internetverbindung. Was mich in meiner bösen Vorahnung nur noch weiter bestätigte. Glücklicherweise funktionierte zumindest der Kompass. Bei nächster Gelegenheit bog ich also wieder nach Norden ab. Dummerweise änderte dieser Weg alsbald wieder seine Richtung nach Süden.
Ich fand mich inmitten eines Waldes wieder, in hohem Gras, ohne Internetverbindung und selbst in der Ferne konnte ich keine Zeichen von Zivilisation erkennen. Ein ziemlich großer Fuchs ergriff die Flucht vor mir. Ich folgte dem Weg bis zu einer Straße und inspizierte erstmal meine Beine. Drei winzig kleine Zecken krabbelten darauf herum. Diese Biester können einem echt den Spaß am Trail RunningGrundsätzlich lässt sich das Laufen abseits asphaltierter ... More verderben.
Na jedenfalls hatte ich jetzt wieder eine Internetverbindung. Ich erkannte, dass ich der vor mir liegenden Landstraße lediglich 300 Meter folgen musste, um wieder auf einen mir bekannten Radweg zu gelangen. Nach weiteren 4,5 Kilometern (und insgesamt 24,7 km) war ich dann auch endlich wieder zu Hause.
Die Moral von der Geschichte, mit einer Orientierung wie der meinen, sollte man besser nicht ohne Hilfsmittel auf Entdeckungstour gehen. Beim Laufen können fünf zusätzliche Kilometer schon ziemlich beschwerlich werden. Mit dem Bike ist das dagegen weit weniger problematisch. Deshalb werde ich künftige Erkundungstouren lieber wieder mit dem Bike unternehmen.