Im letzten Jahr war ich, was die Teilnahme an Volksläufen betrifft, irgendwie ein bisschen faul. Irgendwo fehlte es mir auch an Motivation, denn so wirklich Sinn macht eine Teilnahme für mich eigentlich nur dann, wenn es sich um eine sehr schöne bzw. anspruchsvolle Strecke handelt oder aber ich eine neue persönliche Bestzeit laufen kann. Mit einer neuen persönlichen Bestzeit soll es dieses Jahr über die Halbmarathondistanz auf jeden Fall noch klappen. Den Lahntallauf wollte ich da schon mal für eine Standortbestimmung nutzen.
Wer mich kennt, weiß, dass ich eigentlich immer alles auf den letzten Drücker mache. So auch dieses Mal und so verpasste ich natürlich mal wieder die Voranmeldephase. Dann wollte ich eigentlich am Freitag anreisen, es wurde Samstagmorgen. Obwohl ich es in der verbleibenden Zeit zwischen Nachmeldung und Start eigentlich gut hätte schaffen können, war bei mir mal wieder alles auf Kante genäht. Nur wenige Minuten vor 10 Uhr radelte ich los. Gerade als ich mein Bike abschloss, ertönte der Startschuss. „Toll, das hast du ja mal wieder wunderbar hinbekommen“, klopfte ich mir gedanklich auf die Schulter.
Jetzt war auch keine Eile mehr geboten, das ganze Läuferpulk hätte ich schließlich so oder so vor mir. Ich zupfte meine Startnummer zurecht, haderte mit dem Kopfhörerkabel und begann das LIVE TrackingLIVE Tracking ist eine Funktion der Runtastic PRO App, bei d... More der Runtastic App einzustellen, während ich zum Start schlenderte. Der Typ am Mikro spottete: „Tja, ohne Navi geht heute nichts mehr.“ Fast vier Minuten nach dem Startschuss, ging ich erst ins Rennen.
Ich mag ja schon von Natur aus keine Menschenmassen, aber wenn ich mich auch noch durch so ein Läuferpulk wühlen muss, dann ist das für mich der blanke Horror. Auf den ersten Kilometern ist im Grunde gar nicht daran zu denken, auch nur einen einzigen Läufer auf dem Radweg zu überholen. Da kann man wirklich nur links oder rechts auf’s Gras ausweichen. Da war es häufig uneben, matschig und damit phasenweise sogar rutschig. Nicht gerade der beste Untergrund für schnelles Laufen und erst recht nicht für meine profillosen HuarachesTraditionelle mexikanische Sandalen aus präkulumbischer Zei... More. Das kostet richtig Kraft.
Erst nach ca. drei Kilometern wurde es dann endlich etwas entspannter. Zum Ãœberholen musste ich nun i. d. R. glücklicherweise nicht mehr auf’s Gras ausweichen. Das Kopfhörerkabel nervte mich aber noch immer. Ach so und schusselig wie ich bin, habe ich natürlich auch noch vergessen, die Ansage der Pace zu aktivieren. Der Polar A360 an meinem Handgelenk verrät mir nämlich leider nur die Dauer meiner Aktivität. Manch einem mag das vielleicht ausreichen, aber Kopfrechnen bei körperlicher Anstrengung zählt nicht gerade zu meinen Stärken.
Wichtiger als die Zeit, war es mir aber ohnehin, nicht wieder zu überpacen wie beim Nachtmarathon im letzten Jahr. Ich hielt meinen Puls konstant bei ca. 170 Schlägen. Da weiß ich, dass ich das auf jeden Fall 21 Kilometer durchhalten kann. Ansonsten lief ich irgendwie fast wie in Trance. Von meiner Umgebung habe ich so gut wie gar nichts mitbekommen. Ja nicht einmal meine offizielle Zeit nach der ersten Runde, fiel mir auf. Meine Routine wurde durch nichts unterbrochen, auch die Verpflegungsstände ließ ich links liegen. Das ist bei Temperaturen knapp über Null aber auch nicht wirklich schwer. Einzig die Anfeuerungen über Runtastic, konnten mir hin und wieder ein Grinsen abverlangen.
Nach 1:40:10 Stunden (Netto: 1:36:21) überquerte ich schließlich die Ziellinie, doch selbst da hatte ich vergessen, einen Blick auf die offizielle Uhr zu werfen. Ich trank aber bereits meine erste Cola, als Florian Neuschwander – einer der besten deutschen Langstreckenläufer – ins Ziel einlief. Ok, fairerweise sollte man vielleicht erwähnen, dass dieser auch knapp 9 Kilometer mehr gelaufen war und über die Distanz von 30 Kilometern siegte.
Nach meinem ersten offiziellen Halbmarathon seit Monaten, bin ich jedoch zuversichtlich, dass ich schon bald meine persönliche Bestleistung knacken kann. Deshalb habe ich mich auch schon jetzt – ganz entgegen meiner üblichen Vorgehensweise – für den Paderborner Osterlauf angemeldet. Ende des Monats sollte dann eine neue persönliche Bestzeit stehen.