Als ich den Polar A360 im Dezember 2015 zu Testzwecken erhielt, konnte der Fitnesstracker meinen durchaus hohen Erwartungen leider nicht gerecht werden. Doch trotz aller Kritik, trug und trage ich ihn auch weiterhin tĂ€glich. Irgendetwas muss Polar beim A360 also doch richtig gemacht haben. AuĂerdem wurden in der Zwischenzeit etliche Schwachstellen durch Software-Updates beseitigt und sogar neue Features hinzugefĂŒgt. Es ist also an der Zeit, den verĂ€nderten UmstĂ€nde Rechnung zu tragen und das Produkt neu zu bewerten.
Mir erscheint es sinnvoll, zunĂ€chst einmal kurz zu erlĂ€utern, warum ich den Polar A360 trotz meines ziemlich vernichtenden Urteils vom Januar tĂ€glich trage. DafĂŒr sind im Wesentlichen drei Funktionen des A360 verantwortlich:
Zeitanzeige: Ăber viele Jahre habe ich keine Armbanduhr mehr getragen. Doch nun, da ich wieder eine Uhr am Handgelenk trug, stellte ich fest, wie hĂ€ufig ich die Zeitanzeige tĂ€glich nutze und wie oft ich dafĂŒr das Smartphone aus der Tasche hĂ€tte holen mĂŒssen.
Smart NotificationsAls Smart Notifications bezeichnet man Benachrichtigungen vo... More: Smart Notifications sind in meinen Augen eine echte Bereicherung. Einerseits muss das Smartphone nun nicht stĂ€ndig bimmeln oder vibrieren, um den Eingang von Benachrichtigungen zu signalisieren, andererseits muss ich es auch nicht jedes Mal aus der Hosentasche kramen, um zu erfahren, um welche Art von Benachrichtigung es sich handelt. Nachdem mir der A360 durch ein sanftes Vibrieren den Eingang einer Smart Notification signalisiert hat, genĂŒgt ein flĂŒchtiger Blick auf das Display, um beurteilen zu können, ob es sich lohnt, das Smartphone zu bemĂŒhen oder nicht. Das ist ziemlich praktisch.
TÀgliches AktivitÀtsziel: Wann immer ich einen Blick auf die Uhr werfe, zeigt mir auch ein Balken am unteren Displayrand an, wie aktiv ich heute war bzw. wie nah ich meinem tÀglichen AktivitÀtsziel bin. Dieses Ziel ist vollkommen abstrakt, ich weià nicht wie viele Schritte ich machen, wie weit ich gehen oder wie viele Kalorien ich verbrennen muss, um es zu erreichen. Und es interessiert mich ehrlich gesagt auch gar nicht. Ich bin lediglich daran interessiert, dieses AktivitÀtsziel möglichst tÀglich zu erreichen (Das Ziel wird anhand eines AktivitÀtsniveaus definiert, das sich in der Flow App auswÀhlen lÀsst).
Verbesserungen und Bugfixes
Vor gut fĂŒnf Monaten konnten mich die zahlreiche Bugs und UnzulĂ€nglichkeiten des A360 noch regelrecht zur Verzweiflung treiben, doch Polar war fleiĂig und hat sich bemĂŒht, die Nutzererfahrung zu optimieren. Das ist wirklich lobenswert. EinschrĂ€nkend muss man allerdings auch anmerken, dass es sich bei den meisten Verbesserungen um Dinge handelt, die man schon von vornherein erwartet hatte.
Da wĂ€re z. B. der optimierte Synchronisierungsprozess. Sofern sich das verbundene Smartphone in Reichweite befindet, synchronisiert der A360 nun regelmĂ€Ăig selbststĂ€ndig und unauffĂ€llig im Hintergrund mit der Polar Flow App. So sind die Daten im Polar Flow System (Webportal + App) stets aktuell.
Die Flow App lĂ€uft mittlerweile sehr stabil, es gibt keine AbstĂŒrze mehr und auch optisch wurde die App etwas aufgehĂŒbscht. Mich hat es auĂerdem gestört, dass die Smart Notifications wĂ€hrend eines Workouts automatisch deaktiviert waren. Jetzt werden zumindest eingehende Anrufe auch wĂ€hrend des Trainings auf dem Display angezeigt. Apropos Training, es konnte mitunter etwas nervig sein, dass das Display beim Betrachten nach einer zu kurzen Zeit wieder erlosch. Nun lĂ€sst sich das Display so einstellen, dass es wĂ€hrend der gesamten Trainingseinheit aktiviert bleibt.
Neue Funktion
Neu hinzugekommen ist die Erfassung von Distanz und PaceDie Pace ist der wichtigste Durchschnittswert im Laufsport u... More beim Laufen. Auch hier muss man allerdings ganz klar sagen, dass das Tracken von LĂ€ufen erst mit diesem Update ĂŒberhaupt einen Sinn erhalten hat. Das Interessante daran ist ĂŒbrigens, dass der A360 bei der Distanzmessung nicht etwa auf das GPS des Smartphones zugreift, sondern die Distanz mithilfe seiner Beschleunigungssensoren berechnet. Das klappt bei mir erstaunlich gut. Mehrmals lief ich exakt einen Kilometer auf der Laufbahn und der A360 erfasste auch genau diese Distanz. Bei lĂ€ngeren LĂ€ufen abseits der Laufbahn kommt es dann aber doch zu etwas gröĂeren Abweichungen.
Drei Mal lief ich den gleichen flachen Rundkurs von etwa 10,2 Kilometern LĂ€nge. Im Mittel erfasste der A360 eine StreckenlĂ€nge von 10,9 Kilometern. Das entspricht einer Abweichung von ca. 7 Prozent. Ăbrigens waren auch die Werte der Runtastic App (mit iPhone 6) im Schnitt 3,2 Prozent zu hoch. Sobald allerdings Tempowechsel und viele Höhenmeter dazu kommen, liegt der A360 bei seiner Distanzberechnung auf ca. 20 Kilometer um 15-18 Prozent daneben (zu hoch). Das stellt die Nutzbarkeit der Funktion dann doch arg in Frage.
Neubewertung
Polar ist es gelungen, den Wert des A360 durch Updates erheblich zu steigern. Doch speziell nach dem Testen des Polar M400, habe ich darĂŒber hinaus noch eine andere Erkenntnis gewonnen. Der A360 wurde ganz offensichtlich nicht fĂŒr die BedĂŒrfnisse von ambitionierten LĂ€ufern oder gar Triathleten entwickelt. Vielmehr richtet er sich an Fitnessfreunde, die z. B. auch viel indoor trainieren sowie an Nutzer, die nach einer geeigneten Motivationshilfe suchen, um ihren Alltag aktiver zu gestalten und einen gesĂŒnderen Lebensstil zu pflegen.
Unter diesen UmstÀnden ist es dann auch verzeihlich, dass der optische Pulssensor nicht die PrÀzision eines Brustsensors und die Distanz-/Pacemessung beim Laufen nicht die Akkuratesse und den Detailreichtum einer GPS-Sportuhr erreichen. Wer nicht gerade auf Zeit lÀuft, kann die kleineren Messungenauigkeiten aber sicherlich verschmerzen.
FĂŒr den Polar A360 spricht unter anderem die gelungene Optik mit dem schlanken und dezenten Design. Das dĂŒrfte insbesondere modebewussteren Fitnessfreunden gefallen. Die Alltagstauglichkeit ist damit sehr hoch, was auch fĂŒr mich mit ausschlaggebend ist, den A360 tĂ€glich von frĂŒh bis spĂ€t zu tragen. Meine BedĂŒrfnisse beim Laufen, kann er dagegen leider nicht erfĂŒllen. Da spielen GPS-Sportuhren wie der M400 eindeutig in einer anderen Liga. Die StĂ€rken des A360 liegen dagegen in erster Linie in der Alltagstauglichkeit und der Möglichkeit, ihn bei diversen Sportarten einsetzen zu können.
Das Armband bleibt meines Erachtens die gröĂte Schwachstelle. Bei meinem TestgerĂ€t zeigte es bereits nach wenigen Wochen erste Abnutzungserscheinungen in Form von Ă€uĂerst unschönen SpeckrĂ€ndern. Bald darauf war zudem das Gummi der Displayeinfassung so stark ausgeleiert, dass es sich wellte, was das optische Erscheinungsbild ebenfalls stark trĂŒbte (siehe Bild oben). Ich habe mittlerweile ein neues Armband von Polar erhalten und hoffe, dass dieses langlebiger ist. Unterm Strich hat sich mein Eindruck vom A360 aber deutlich gebessert, sodass ich meine Gesamtbewertung um eine ganze Note nach oben korrigiere.
Produkttyp | AktivitÀtstracker |
---|---|
GehÀuse | 23 x 40 x 13,5 mm |
Display | 80 x 160 Pixel (RGB) |
Gewicht | 34 g |
KonnektivitÀt | Bluetooth SmartBluetooth Smart (Bluetooth Low Energy oder kurz BLE) ist ei... More, Micro-USB |
KompatibilitĂ€t | Polar Flow (fĂŒr iOS & Android) & PolarSync (macOs & Windows) |
Funktionen | AktivitÀtstracking, InaktivitÀtsalarm, Smart Notifications, Herzfrequenz-Monitoring |
Preis | ca. 145 Euro (Stand: August 2016) |
Pros
- Farbdisplay
- Zeitanzeige
- Smart Notifications
- InaktivitÀtsalarm
- tÀgliches AktivitÀtsziel
- prÀzise Distanzmessung beim Gehen
- hoher Tragekomfort
- lange Akkulaufzeit
- wasserdicht
Cons
- Pulsmessung trÀger und unprÀziser als bei einem Brustsensor
- Messung von Distanz und Pace z. T. etwas unprÀzise
- wÀhrend d. Trainings werden nur Anrufe angezeigt
- kein kabelloses Laden
- Armband wird an den Ecken speckig und leiert im Bereich der Displayeinfassung stark aus
Gesamtnote
2,5
Bisher veröffentliche Posts zum Polar A360
- Polar A360 Fitnesstracker – Part I (Hands-on)
- Polar A360 Fitnesstracker – Part II (Review)
- Polar A360 Fitnesstracker – Part III (Update)